Namensgebung

Was  der Name „Kinderbrücke" für unser Schulleben und unser Schulkonzept bedeutet!

Die erste Begegnung mit dem Namen "Kinderbrücke" hatte unsere Schule vor vielen Jahren, wir hatten die Marionettenbühne Loosli aus Zürich nach Wächtersbach eingeladen, die uns ein Theaterstück nach dem Kinderbuch "Kinderbrücke" von Max Bolliger vorführte, das uns in jeder Weise sehr gut gefiel.

Jahre später, zum 25-jährigen Bestehen unserer Schule als selbstständige Grundschule, als wir uns einen Namen geben wollten, erinnerten wir uns an das Puppentheaterstück. Der Name "Kinderbrücke" wurde mehrheitlich als Profil und Programm für unsere Schule gewählt.

Dafür wurden viele Gründe gefunden:

Brücken können verbinden. Man kann aufeinander zugehen, man kann Wege auf ein bestimmtes Ziel hin erreichen, man kann Hindernisse überwinden.

Brücken schlägt unsere Schule zum Kindergarten, zur weiterführenden Schule, zu manchen Vereinen unserer Stadt ( s. Elemente ). Brücken werden auch geschlagen von Kind zu Kind, von den Lehrern zu den Kindern und den Eltern, Brücken müssen oft gebaut werden von Mädchen zu Jungen und von Kulturen zu Kulturen.

In unserem früheren Motto "Miteinander Spielen und Lernen" legten wir Wert darauf, dass wir aufeinander zugehen, dass wir uns wahrnehmen, dass wir uns ernst nehmen und aufeinander Rücksicht nehmen, wir versuchten deutlich zu machen, dass alle die gleichen Rechte, aber auch Pflichten haben, dass wir niemanden weh tun, dass wir würdevoll miteinander umgehen.

Im Namen "Kinderbrücke" sollen diese Bemühungen um einen gewaltfreien Umgang sichtbar werden:

Wenn sich Menschen die Hände reichen, auch z. B. die, die sich gestritten haben, dann entsteht über Arme und Hände hinweg eine Brücke. Wenn ein Weinender, eine Weinende gestreichelt wird, dann entsteht eine Brücke, wenn man sich zu einem Gefallenen hinab beugt, dann entsteht eine Brücke.

Kinder brauchen konkrete Situationen, dann können sie auch Symbolwerte erkennen.

Unser Name "Kinderbrücke" soll Anstoß geben, mit offenen Augen Gelegenheiten zu suchen, wo Brücken gebaut werden können.

Kinderbücher sind besonders gute Helfer, Kindern Lebenssituationen verständlich zu machen, da Werte mit Bildern verknüpft werden und dadurch doppelt wirken. Das ist bei dem Buch "Kinderbrücke" vom bohem press Verlag sicher gut gelungen. Max Bolliger erzählt in einfachen Worten und Sätzen die Geschichte zweier verfeindeter Familien, die sich gegenseitig weder Sonne noch Schatten gönnen bis sie durch ihre Kinder versöhnt werden und schließlich gemeinsam eine Brücke bauen.

Štepán Zavrel malt dazu moderne Aquarellbilder Ton in Ton in den Farben grün/blau bzw. gelb/braun. Sie wirken beruhigend und heiter. Die Personen sind in Mimik und Gestik schlicht, aber ausdrucksvoll dargestellt. Die Phantasie der Kinder wird dabei in hohem Maße angeregt.

Der Zorn der starken Väter, die sich mit großen Steinen bewerfen wollen, was ihnen aber nicht gelingt, weil der Fluß zwischen ihren Bauernhöfen zu breit ist, ermöglicht bei Niedrigwasser den Kindern ein heimliches Treffen, ist der Grundstein der Brücke. Eine hintergründige humorvolle Idee!

Im Zusammenhang mit unserem Schulfest anlässlich der Namensgebung hatten wir die Loosli-Puppenbühne aus Zürich wieder einmal bestellt. Max Bolliger war damals leider krank und konnte nicht mitkommen. Es war aber auch schön, Max Bolliger bei der Einschulung 1998 bei uns zu haben. Den Neueinschulern las er "Die Kinderbrücke" vor, für ältere Schüler gab es am folgenden Tag Dichterlesungen und er beantwortete viele Fragen. Max Bolliger war Sonderschullehrer. Viele seiner Geschichten fanden in Religionsbüchern Eingang. Immer fordert er zum selbständigen Denken und Handeln auf. Er schreibt auch für Erwachsene. Im April dieses Jahres wird der in der Schweiz lebende Autor 73 Jahre alt.

Štepán Zavrel lebt nicht mehr. Er ist vor etwa zwei Jahren gestorben.

Das Bild, das unser Buch beendet, ist in einer Projektwoche von einer Projektgruppe auf eine passende Wand in unserem Eingangsbereich, unserer Markthalle, die auch Treffpunkt für Begegnungen ist, gemalt worden.

Bei unserer letzten Einschulungsfeier las und spielte ein 4. Schuljahr "Die Kinderbrücke" vor.  Eine 3. Klasse griff das auf und gestaltete die Geschichte frei für einen Elternabend. Bei dieser Gelegenheit führte sie es auch der oben genannten 4. Klasse vor.

Angelika Gleichmann, Susi Seidel (2002)


Zur Erinnerung an Max Bolliger

Der 23. April, bekannt als Welttag des Buches, ist an der Grundschule Kinderbrücke seit vielen Jahren ein ganz besonderer Tag:

Es ist der Geburtstag unseres Schulautors  Max Bolliger.

Es war immer schön, mit den Kindern besondere Geburtstagsglückwünsche zu gestalten und für ihn stets eine Freude, Post aus „seiner Schule" zu bekommen.

In diesem Jahr ist es anders. Max Bolliger ist am 10. Februar im Alter von 83 Jahren gestorben. Seinen 84. Geburtstag durfte er nicht mehr erleben.

Kollegium und Schülerschaft sind darüber sehr traurig.

Wir sind aber auch dankbar dafür, dass wir über viele Jahre eine so enge freundschaftliche Beziehung zu ihm haben durften.

Als wir uns Anfang 1998 entschieden hatten, unsere Schule anlässlich des 25-jährigen Bestehens nach Bolligers Kinderbuch Die Kinderbrücke zu benennen, nahm die damalige Schulleiterin Frau Angelika Gleichmann Kontakt mit seinem Verlag und danach auch direkt mit Max Bolliger auf.

Er hatte unserer Namenswahl sofort sehr erfreut zugestimmt und Unterstützung angeboten.

Zweimal hat er die Kinderbrücke besucht, obwohl er zu dieser Zeit schon gesundheitlich beeinträchtigt war. Die ganzen Jahre fand ein reger schriftlicher und auch telefonischer Kontakt zwischen Autor und Schule statt. Frau Gleichmann und ich haben ihn mehrere Male in der Schweiz besucht.

Max Bolliger war sehr stolz darauf, dass unsere Schule nach einem seiner Kinderbücher  benannt worden  war und sagte mir  anlässlich einer Sonderausstellung, die seine Heimatgemeinde Weesen am Walensee ihm gewidmet hatte, dass von all den vielen ehrenvollen Preisen, die er erhalten hatte, diese Namensgebung seine  „liebste Auszeichnung" sei.

In einem seiner letzten Briefe nach Wächtersbach schrieb er:

Ich bin dankbar für ein erfülltes Leben. Z.B. für ein Schulhaus, das den Namen und die Geschichte der  „Kinderbrücke" weiterträgt!"

Wir werden den Namen und die Geschichte in Gedenken an einen guten Freund mit vielen guten Erinnerungen weiter tragen.

Dieses Gedicht, sein letztes, hat er nach seinem 80. Geburtstag geschrieben!

Seiltänzer

Auf dem Seil

schwebt er dahin

und sein Leben

reicht immer

von Anfang zu Anfang.

Schau, wie er´s gelernt hat,

Jahre hindurch

und weit

über seine Kraft hinaus.

Schau, wie er es hält,

mit einem Lächeln,

das Gleichgewicht.

Die oben unterstrichenen Worte hatte er, als er mir das Gedicht schickte, mit einem Stift markiert.

Sie geben Hoffnung!

Susi Seidel  (2013)

Grundschule Kinderbrücke
Grundschule des Main-Kinzig-Kreises
Gelnhäuser Straße 7
63607 Wächtersbach
Schulleiterin: Marion Fix

Tel.:06053/1845
Fax.:06053/619676
e-mail:kinderbruecke@schule.mkk.de

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